Informationen zur Meerschweinchenhaltung

Meerschweinchen wirken harmlos, anspruchslos und friedlich. Deshalb werden Sie häufig als Kinderspielzeug angeschafft. Aber ganz so anspruchslos sind die kleinen Tiere gar nicht. Sie benötigen die Gesellschaft von Artgenossen, hochwertiges Futter, ein großes Gehege mit viel Platz und viel Pflege. Als Spielgefährten für Kinder eigenen sie sich eher nicht, da sie es nicht mögen hoch genommen und gestreichelt zu werden. Hier finden Sie einige Einsteigertipps für neue Meerschweinchenhalter und solche, die es werden wollen. 

Soziales 

Meerschweinchen sind Rudeltiere! Sie dürfen niemals allein gehalten werden. Optimal sind Gruppen ab 4 Schweinchen.

Der Mensch oder ein artfremdes Tier wie z. B. ein Kaninchen können dem Tier niemals den Artgenossen ersetzen! Die Gruppenhaltung mit Kaninchen ist nur bei sehr viel Platz und mit vielen Einschränkungen möglich. Mehrere Meerschweinchenweibchen vertragen sich im Allgemeinen gut, ideal ist die Haltung von mehreren Weibchen mit einem kastrierten Bock. Zwei Böcke vertragen sich gut, wenn sie früh vergesellschaftet werden und noch keine Weibchen kennengelernt haben, keine Häuser im Gehege sondern nur Etagen und Röhren vorhanden sind. 

Neue Meerschweinchen - was ist vorher zu beachten?

Bevor neue Meerschweinchen einziehen dürfen, sollten alle Mitglieder der Familie einen Allergietest (Heu, Staub, Meerschweinchen) machen. Meerschweinchen können bis zu 8 Jahre alt werden, das sollte vor der Anschaffung bedacht werden. Häufig warten im Tierheim und in privaten Notstationen Meerschweinchen in allen Altersgruppen auf ein neues Zuhause, dort sollte grundsätzlich zuerst nachgefragt werden. 

Übrigens: Meerschweinchen sind keine Spieltiere für Kinder! 

Sie mögen nicht immer spielen und lieben es gar nicht, angefasst, gestreichelt oder gedrückt zu werden. Sie lassen sich zwar nahezu alles gefallen und beißen selten. Aber nur weil ein Tier sich nicht wehrt, sollte es nicht als Spielzeug missbraucht werden! Von Natur aus sind Meerschweinchen nicht auf gegenseitiges Putzen (Streicheln) ausgelegt. Sie schmusen im Normalfall nicht einmal miteinander - also sind es eher Tiere zum anschauen und es macht viel Spaß, sie aus der Hand zu füttern und zu beobachten.  

Eingewöhnung neuer Meerschweinchen

Bevor die Meerschweinchen einziehen dürfen, sollte das fertig eingerichtete Gehege bereit stehen. Die Tiere werden hineingesetzt und bekommen erst mal einen Tag Ruhe. Dann kann man anfangen mit den Meerschweinchen zu reden und sie zu sich zu locken. Mit einer Scheibe Gurke, einem Blatt Salat oder einem Stängel Petersilie geht das meist schnell. Aber es kann bei scheuen Tieren auch zwei Wochen oder länger dauern, bis sie zahmer werden. 

Richtiges hochnehmen

Meerschweinchen mögen es im Allgemeinen nicht, hoch genommen zu werden - logisch, sie verlieren in freier Wildbahn nur dann den Boden unter den Füßen, wenn ihr Hauptfeind - ein Raubvogel - sie erwischt. Daher sollten die Tiere nur hochgenommen werden, um sie zu untersuchen oder sie umzusetzen bei der Käfigreinigung. Beim hochnehmen packt man erst mal mit beiden Händen um die Brust, dann werden alle 4 Füßchen mit einer Hand abgestützt. Das Meerschweinchen wird dann am besten mit beiden Händen vor die Brust gehalten und so getragen. 

Die Meerschweinchenbehausung: 

Größe 

Ein Kaufkäfig mit den Maßen B 70 x L 140 x H 40 cm ist das absolute Minimum für zwei Meerschweinchen die sehr viel Auslauf bekommen. Allerdings: Kein Tier sollte dauerhaft im Minimum leben müssen, Gehege mit Grundflächen von ca. 0,5 m² oder größer pro Tier sind wesentlich verhaltensgerechter! Ein großer Eigenbau für mehrere Tiere ist sehr einfach zu bauen. Eine beschichtete Bodenplatte, 3 Seitenteile und ein Vorderteil aus Gitter oder Glas -es muss nur 35 cm hoch sein, dann kommen die Tiere nicht raus-. Ist ein Käfig vorhanden, kann dieser mit einem Gitterauslauf für Hamster einfach erweitert werden. Als temporäres Außengehege eigenen sich handelsübliche Außenställe, die mit einem zusätzlichem Auslauf erweitert werden. 

Einrichtung 

Etagen und Korkröhren oder auch Ton- und Weidezweigröhren sind eine willkommene und tiergerechtere Alternative zu den handelsüblichen Häusern. Eine Spanplatte (ca. 50 x 50) wird mit 4 Holzfüßchen drunter schnell eine kuschelige Etage, in Gitterkäfigen wird die Platte an das Gitter geschraubt. Entscheidet man sich doch für Häuser, so müssen diese ausreichend groß sein (mindestens 40 x 30 cm) es ist darauf zu achten, dass jedes Haus mindestens 2 Eingänge und keine runden Fensterlöcher (darin bleiben gerade Jungtiere stecken) hat und es muss für jedes Tier ein eigenes Haus zur Verfügung gestellt werden. Häuser und Röhren oder andere Einrichtungsgegenstände aus Plastik dürfen nicht verwendet werden, darin herrscht keine ausreichende Luftzirkulation und es besteht die Gefahr der Vergiftung und von Darmkrankheiten wenn abgenagtes Material verschluckt wird! 

Zubehör 

Unentbehrlich ist ein Platz für das tägliche Heu. In normalen Gitterheuraufen besteht Verletzungsgefahr durch herein springen, die Raufen müssen also abgedeckt werden. Für Gitterkäfige gibt es Heuraufen, die außen am Käfig angebracht werden. Ein großer Heuberg auf dem Boden ist beliebt und tiergerechter, allerdings muss dieser täglich erneuert werden. 

Die richtige Einstreu 

Geeignet sind z. B. Hanfstreu, Strohpellets, Buchengranulat oder das normale Kleintierstreu, darüber eine dicke Lage Stroh oder auch Heu. Das Stroh leitet Flüssigkeiten und Köttel nach unten, so bleibt die Oberfläche sauber. Pellets oder Granulate dürfen nie ohne Strohlage verwendet werden, die groben Pellets oder Granulate verletzen sonst die empfindlichen Füße der Meerschweinchen. Verwendet niemals Katzenstreu: Klumpstreu kann im Magen der Tiere verklumpen. Jedes Katzenstreu kann bei Verzehr giftig sein, da sie oft chemisch behandelt sind! Mindestens einmal pro Woche müssen Gehege und die Einrichtung gründlich gereinigt werden! 

Auslauf 

Aber ein Gehege reicht den Tieren nicht, Meerschweinchen sind sehr bewegungsfreudige Tiere und laufen gern. Folgendes ist beim Auslauf zu beachten: Die Tiere sollten auf keinen Fall Kabel, Zimmerpflanzen und andere giftige Sachen annagen können. Die Meerschweinchen sollten von sich aus in den Auslauf und zurück in ihr Gehege gehen können. Nicht jeder Halter mag es, wenn Köttel auf dem Boden liegen - aber Meerschweinchen sind kaum wirklich Stubenrein zu bekommen, oft kann auch nicht das ganze Zimmer abgesichert werden - da hilft ein Klappauslauf. Im Baumarkt gibt es Bastlerglasplatten oder Holzzuschnitt in der Größe 50 x 30 cm. Diese werden an der kurzen Seite mit Gewebeklebeband locker verbunden und können dann als variables Gehege aufgestellt werden. Unter den Auslauf legt man eine Folie mit einem alten Betttuch drüber und schon können die Tiere im abgesicherten Bereich rennen. So ein selbst gebautes Klappgehege kann sogar eine dauerhafte Unterkunft für Meerschweinchen werden. Wer nicht selbst bauen möchte, kann Auslaufgitter aus dem Zoofachhandel verwenden. 

Ernährung

Gras / Heu 

Das natürlichste Nahrungsmittel für Meerschweinchen ist sicher Gras und frisches Wiesengrün wie Löwenzahn, Spitzwegerich, Schafgarbe und mehr. Im Sommer kann frisches Wiesengrün nach langsamer Gewöhnung gern in großen Mengen angeboten werden. Da Gras nicht ungegrenzt angeboten werden kann, ist die Alternative Heu. Es muss immer unbegrenzt zur freien Aufnahme angeboten werden. Durch das ständige Heumahlen nutzen sich die Backenzähne gut ab. Gutes Heu ist leicht grünlich, langstielig und riecht frisch. Staubiges, muffiges, schimmeliges und feuchtes Heu kann Krankheiten hervorrufen.

Frischfutter 

Frischfutter führt den Tieren benötigte Vitamine und Energie zu. Mindestens 2 x am Tag sollten im Winter insgesamt mindestens 120 g, im Sommer mit Wiesenfütterung 80 g pro Tier angeboten werden. Gemüse täglich / Obst hin und wieder als Leckerchen Fenchel (93), Möhren (7, mit Grün), Gurken (10), Paprika (150), Sellerie (9), frischer Mais (12, mit Blättern), Chicoree (10), Äpfel (10), Tomaten (22, nur reif ohne Grün), Kürbis (18) , Broccoli (110), Grünkohl (110), verschiedene Salatsorten (10-20) selten und in kleinen Mengen), Topinamur (4). (in Klammern Vit. C Gehalt mg/100g, 10 - 20 mg benötigen Meerschweinchen pro Tag) Ungeeignet: andere Kohlarten, Zwiebelgewächse, Avocados und rohe Kartoffeln. 

Grünfutter 

Grünfutter sollte ebenfalls regelmäßig frisch angeboten werden. Unter dem Begriff Grünfutter werden alle grünen Pflanzenteile zusammengefasst. Gemeint sind vor allem Kräuter wie Löwenzahn, Kohldistel, Beifuß, Kamille, Spitzwegerich, Schafgarbe, Ackerminze, auch Küchenkräuter wie Petersilie, Basilikum, Dill und Melisse. Blumen (mit Blüten) wie Sonnenblumen, Ringelblumen. Kraut und Blätter von Kulturpflanzen wie Möhrenkraut, Fenchelgrün, Kohlrabiblätter. Kräuter und Blüten können und sollten im Winter auch getrocknet in geringen Mengen angeboten werden. 

Trockenfutter / Fertigfutter / Alleinfutter / Pellets 

Ausgewachsene und abwechslungsreich ernährte Meerschweinchen benötigen kein Trockenfutter! Tragende, kranke Tiere, Tiere in Winterkaltstallhaltung oder Tiere im Wachstum können zusätzlich ein wenig Trockenfutter bekommen, höchstens 1 Teelöffel pro Tier und Tag! Achtet darauf, dass das Futter keine Körner (Getreide, Sonnenblumenkerne oder Mais) und keine Melasse enthält. Es sollte aus Kräutern, Gräsern und getrocknetem Gemüse bestehen. 

Zweige 

Damit die Meerschweinchen ihre Schneidezähne gut abnutzen können, sollten ihnen Zweige zum Benagen zur Verfügung stehen. Besonders geeignet sind Zweige von Apfelbäumen, Haselnussbäumen, Birnenbäumen, Birken, Erle, Weiden sowie Johannisbeerbüsche und Heidelbeerbüsche. Ebenfalls werden Tannen und Fichten vertragen. Giftig sind unter anderem Thuja und Eibe! Altes, hartes Brot dient nicht der Abnutzung der Zähne - es enthält Salze und Backtriebmittel und zu viel Stärke und ist somit schwer verdaulich. Es darf also nicht verfüttert werden. 

Wasser und Zusätze 

Frisches Wasser muss immer in einer nicht tropfenden Tränke oder im Napf zur freien Verfügung stehen. Eine zusätzliche Vitamingabe, Salzsteine und Kalksteine sind bei guter Fütterung nicht erforderlich und können sogar gesundheitsschädlich sein! 

Wichtig! 

Meerschweinchen vertragen eine schnelle Futterumstellung nicht! Es sollte immer nur langsam auf andere Futtersorten umgestellt werden und ungewohntes Frischfutter gibt es zuerst immer nur in kleinen Mengen! 

Leckerchen? 

Die meisten Leckereien wie z. B. Knabberstangen, Joghurtdrops, Nagergebäck und ähnliche enthalten viel Zucker und Getreide - davon werden die Tiere fett und krank. Solche Dinge sollten nicht auf dem Speiseplan stehen! Gesunde Leckerchen sind Heucobbs, Erbsenflocken, Trockengemüse, Obst und ganz selten mal ein Heukringel. 

Gesundheitscheck, Pflege & Daten

Ein ausgewachsenes Meerschweinchen wiegt zwischen 750 - 1500g. Die Tiere werden zwischen der 4. und 6. Woche geschlechtsreif und müssen dann spätestens nach Geschlecht getrennt werden. Meerschweinchen können bis zu 8 Jahren alt werden, normal ist ein Alter von 4 - 6 Jahren. 

Es gibt Meerschweinchen in vielen Farben, von weiß, über rot, braun, schwarz, bunt - mit verschiedenen Fellarten: Kurzhaar, Rosetten, langhaarig mit und ohne Rosetten und sogar mit Locken. Langhaarige Tiere müssen Fellpflege erhalten. Idealerweise wird das Fell im Sommer ganz kurz geschnitten, im Winter reicht es aus, dass Fell auf 1 cm über den Boden zu kürzen. Unsere Meerschweinchen sind nicht auf Fellpflege ausgelegt, sie mögen es nicht unbedingt gebürstet zu werden, von daher sind regelmäßige Haarschnitte für die Tiere angenehmer. 

Meerschweinchen verbergen Krankheiten vor dem Halter und dem Rudel, um nicht ausgeschlossen zu werden, darum sollte sehr genau nach Krankheitszeichen Ausschau gehalten werden! 

Täglich wird überprüft:

  • Kommen alle zum Fressnapf?
  • Fressen sie normal?
  • Sind sie wach und an ihrer Umgebung interessiert?
  • Bewegen Sie sich normal und sind sie aktiv? 


Mindestens einmal in der Woche sollte genauer nachgeschaut werden: 


  • Die Meerschweinchen sollten regelmäßig gewogen werden, ein deutlicher Gewichtsverlust weist oft auf eine Krankheit (Infektionen, Darmerkrankungen, Parasitenbefall, Stress) hin.
  • Das Fell wird auf kahle oder schorfige Stellen, das weist auf einen Pilz-, Milben-oder Haarlingsbefall hin.
  • Sind die Augen klar und sauber? (Niemals mit Kamille reinigen, das führt zu Augenreizungen.)
  • Die Zähne müssen so zueinander stehen, dass sie sich gut abnutzen können. Die Maulumgebung muss trocken sein, sabbern weißt auf Zahnprobleme hin.
  • Hat das Meerschweinchen zwischen den Lippen schorfige Stellen, könnte das Lippengrind sein, oft eine Mangelerscheinung.
  • Sind die Krallen zu lang dann müssen sie gekürzt werden.  Die Ballen werden auf Hornhaut überprüft, diese wird ggf. entfernt.
  • Die Ohren müssen sauber, trocken und schuppenfrei sein.
  • Der After muss sauber und trocken sein? Wenn er dreckig und verklebt ist, dann könnte das Meerschweinchen Durchfall haben - ein sofortiger Tierarztbesuch ist notwendig.
  • Das Meerschweinchen wird abgetastet, um evtl. Tumore oder Abszesse rechtzeitig zu erkennen.

Wenn ein Meerschweinchen sich anders als normal verhält oder Krankheitszeichen auffallen, dann ist unverzüglich ein Tierarzt aufzusuchen. 

Ausführliche Informationen im Internet: 

 

Buchempfehlung: 

  • „Traumwohnungen für meine Meerschweinchen“ von Christine Wilde, Ulmer Verlag (Eugen)